Salvator Mundi und das Dunkle Licht

Keine Ahnung, weshalb ich vor kurzem wieder einmal über das Bild Salvator Mundi stolperte, aber auf einmal war mir beim Betrachten klar, die hässliche Salvator Mundi KristallkugelKristallkugel muss einem schwarzen Loch weichen, wenn Jesus seinem Titel gerecht werden will. Ja, liebe Leute, die Erlösung gibt es nicht durch den Irrglauben an ein jenseitiges Paradies, sondern einzig durch die gnostische Erkenntnis, dass unsere Existenz lediglich eine Illusion ist, welche man nur überwinden kann, wenn man den Raum und die Zeit hinter sich lässt.

So habe ich dem angeblichen Erlöser, als Symbol für diesen Umstand und als Abbild für Sagittarius A*, ein schwarzes Loch in die Hand gelegt und erquickte mich sehr am Ergebnis. Das Bild erhält durch diesen Akt eine Tiefe, über welche es vorher nur bedingt verfügte, was mich ungemein fasziniert. Aus dem Nichts erscheinend, die rechte Hand zum Segen erhoben, überbringt ein androgynes Wesen der Welt nun eine Botschaft, welche nicht mehr auf dem Glauben, sondern auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht.

Zum Bild selbst: Die Urheberschaft ist unter Experten bis heute umstritten, wobei die Mehrheit davon ausgeht, dass es sich tatsächlich um ein Werk von Leonardo da Vinci selbst handelt, oder er bei der Erstellung zumindest stark assistierte. Übersetzt bedeutet Salvator Mundi entweder «Erlöser der Welt» oder «Heiland der Welt», was einem Ehrentitel von Jesus entspricht. Handelt es sich tatsächlich um eine Arbeit von Leonardo, wäre es das sechzehnte, erhaltene Gemälde des Meisters und das einzige, welches sich mutmasslich im Privatbesitz befindet.

Salvator Mundi und das Dunkle Licht

Da die Provenienz nur lückenhaft geklärt ist, erst ab Mitte des 17. Jahrhunderts lässt es sich englischen Adelsfamilien zuordnen, wobei sich die Spur um 1763 – nach einer Versteigerung – wieder verliert, bis es um 1900 erneut auftauchte, bleibt das Rätsel um die Urheberschaft wohl auf ewig ein ungelöstes Mysterium. Unbeeindruckt von dieser Tatsache, erfuhr das Bild in der darauffolgenden Zeit, durch die Spekulationen getrieben, eine schier unglaubliche Wertsteigerung. Wurde es 1958 noch für läppische 45 Pfund an einen Amerikaner versteigert, erzielte es kurz nach der Jahrtausendwende einen nicht viel imposanteren Preis, in dem es für 1175 Dollar die Hand wechselte.

Erst nach einer Restaurierung durch die neuen Besitzer, zwei Kunsthändler aus New York, und der Identifikation als Werk von Leonardo da Vinci, explodierte der Preis. Im Jahr 2013 wurden dann bereits 83 Millionen für das Werk bezahlt. Beim Wiederverkauf an einen russischen Oligarchen kamen schliesslich noch einmal rund 45 Millionen mehr dazu, bis es am 15. November 2017 zu einem historischen Höchstpreis von 400 Millionen Dollar versteigert wurde, wobei sich der Gesamtpreis, mit Gebühren und Aufgeld, auf sagenhafte 450,3 Millionen Dollar belief.

Die Besitzverhältnisse sind etwas unklar, der Verkauf wurde scheinbar über zwei Finanzgesellschaften abgewickelt, welche den Salvator Mundi im September 2018 im Louvre in Abu Dhabi ausstellen wollten, doch die Ausstellung wurde ohne Angabe von Gründen abgesagt. Auch in der Leonardo da Vinci zum 500. Todestag geweihten Ausstellung im Louvre Paris, wo man es im Oktober 2019 sehnlichst erwartete, tauchte es nicht auf.

Inzwischen geht man davon aus, dass sich das verschollene Gemälde im Besitz des Kronprinzen Mohammed bin Salman al-Saud oder des Kulturministeriums von Abu Dhabi befindet, was einer gewissen Ironie nicht entbehren würde: Weshalb gibt der Regent oder das Ministerium eines überaus konservativen, islamischen Staates eine derart überwältigende Summe für ein Bildnis von Jesus aus?

Das letzte Abendmahl

 

 

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